Im hohen Norden Deutschlands engagieren sich Menschen in der Kieler Lokalen Allianz „Adele“ gleich in mehreren Netzwerken. Die stadtweite Allianz hat ihre Fühler dafür bis in die Stadtteile Russee und Ellerbek-Wellingdorf ausgestreckt. Anstoßgeberin für die Lokale Allianz war die Stadtverwaltung selbst. Sie beschloss eine sozialraumorientierte Neuausrichtung der Beratungsstelle und wählte die beiden Stadtteile aus, wo sich der demografische Wandel besonders bemerkbar macht. „Das Augenmerk lag aber gar nicht nur auf dem überdurchschnittlichen Alter im Stadtteil, sondern stärker auf alleinlebenden Menschen“ sagt Christiane Berndt, Koordinatorin der Beratungsstelle und Lokalen Allianz. So leitet sich auch der Name der Allianz ab: ADele – Allein mit Demenz leben. Für die Umsetzung sorgen die sogenannten „annas“, die Anlaufstellen Nachbarschaft in Russee und Ellerbek-Wellingdorf. „Mit der Kieler Alzheimer Gesellschaft verstehen wir uns als eine Art Demenz-Tandem für ganz Kiel“, so Christiane Berndt, die neben der Beratung von Angehörigen auch die Stadtteile demenzfreundlicher gestalten wollen.
Das erste Jahr in der Lokalen Allianz in Kiel stand ganz unter dem Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit. „Am Anfang steht die Sensibilisierung zum Thema Demenz, denn alles, was bei uns schon lange in den Köpfen ist, befindet sich noch nicht im Stadtteil“, erläutert Dagmar Richter von der „anna“ in Ellerbek-Wellingdorf. „Erfolge sind am Anfang leider kaum messbar. Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist es zu Beginn wichtig, niedrigschwellige Angebote zu machen, um die Netzwerkarbeit ans Laufen zu bekommen“, ergänzt Elisa Liebig von der Anlaufstelle Nachbarschaft in Russee. Dafür wurden Postkarten entworfen, die irritieren und aufklären sollen.
Neben vielen anderen Partnern haben bei der Erstellung eines neuen Flyers der Beratungsstelle Demenz und Pflege maßgeblich Menschen mit Demenz mitgewirkt, denn sie sind schließlich die Expertinnen und Experten.
Eine Besonderheit von „ADele“ ist die Kooperation mit der Fachhochschule Kiel. Dabei stellen die „annas“ den Studierenden ihre Arbeit vor und begeistern Sie für Praktika im sozialen Bereich. Zusätzlich bringt Christiane Berndt als Dozentin Studierende und Experten in eigener Sache zusammen: „Mir ist es wichtig, dass Menschen mit Demenz selbst zu Wort kommen und ihre Expertise einbringen.“ Durch die Zusammenarbeit entstehen generationenübergreifende Kontakte und die Beteiligten fühlen sich eingebunden.
Aller Anfang ist schwer, doch die Bekanntheit und Nachfrage von „ADele“ steigt. Zwei Singkreise für Menschen mit und ohne Demenz sind entstanden, ebenso eine musikalische Kooperation mit der benachbarten Demenz-WG im Ortsteil Russee. „Dabei spielt gar keine Rolle ob man gut singen kann, die gemeinsame Freude steht im Vordergrund“, sagt Elisa Liebig. Musik verbindet – das ist auch das Motto der seit April 2023 bestehenden Trommelgruppe für Menschen mit und ohne Demenz. Sie kommt durch eine Kooperation zwischen der Beratungsstelle und der Alzheimergesellschaft mit der Musikschule Kiel zustande.
Auch ein Yoga-Kurs für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wurde in Wellingdorf ins Leben gerufen und findet regen Zuspruch.
Ziel für das kommende Jahr ist, dass die Allianz durch Patenschaften und Alltagsbegleitungen weitere Kreise zieht, um noch mehr alleinlebende Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu erreichen – insbesondere auch jüngere von Demenz betroffene Menschen.
Träger
AWO Pflegedienste gGmbH Kiel
Preetzer Straße 35
24143 Kiel
www.awo-kiel.de
Kontakt
Christiane Berndt
Telefon: 0431 77570-44
E-Mail: c.berndt@awo-kiel.de
Förderzeitraum Lokale Allianzen
2022-2024
Netzwerk
- Stadt Kiel
- Seniorenbeirat der Stadt Kiel
- Alzheimergesellschaft Kiel
- Fachhochschule Kiel
- Nette Kieler Ehrenamtsbüro
- Kompetenzzentrum Demenz SH
