Der größte Pflegedienst Deutschlands sind die pflegenden Angehörigen. Das sagt Lilja Helms, Leiterin des Vereins PRO DEM und eine der beiden Koordinatorinnen des Demenz-Netzwerks Stuhr – Weyhe – Syke. Deshalb ist eins der großen Ziele des niedersächsischen Netzwerks, Angehörige von Menschen mit Demenz zu unterstützen. Ein zweiter Schwerpunkt: Die Menschen in der Region über Demenz informieren und sie im Umgang damit schulen.
Wissen bündeln, gemeinsam handeln
Das Netzwerk bei Bremen gründete sich 2022 und wurde bis Ende 2024 als Lokale Allianz für Menschen mit Demenz gefördert. „Hier in der Region gibt es zahlreiche Organisationen, Vereine und Institutionen, die Menschen mit Demenz und Angehörige unterstützen“, sagt Dagmar Gourio. Sie teilt sich die Leitung von PRO DEM und die Netzwerkkoordination mit ihrer Kollegin Lilja Helms. „Dieses Wissen und dieses Engagement wollten wir bekannter machen und bündeln. Wenn jetzt wir als PRO DEM oder andere Netzwerkpartner in der Region einen Bedarf feststellen, können wir sagen: Den packen wir gemeinsam an.“
Fachtag für Gesundheitsprofis, Info-Tag für alle
Gemeinsam mit dem Landkreis Diepholz veranstaltete das Netzwerk im Oktober 2023 einen Fachtag Demenz für Ärzte, Pflegefachkräfte und ehrenamtlich Engagierte. Statt der erwarteten 80 Teilnehmenden meldeten sich 300 an. Ab Juli hatte das Netzwerk hunderte Flyer verschickt und auf den Sozialen Medien für die Veranstaltung geworben. Außerdem bekamen Mediziner für ihre Teilnahme Fortbildungspunkte angerechnet. „Dafür muss ein Fachtag unter ärztlicher Leitung stehen“, erklärt Dagmar Gourio. „Unser stellvertretender Vorsitzender ist Arzt, deshalb war das für uns einfach.“
Auch im Herbst 2024 organisierte das Netzwerk wieder eine Veranstaltung mit großer öffentlicher Wirkung: Im Rathaus von Stuhr fand ein kostenfreier Info-Tag für Menschen mit Demenz, Angehörige und Engagierte statt.
Menschen mit Demenz arbeiten im Netzwerk mit
Um auf die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz aufmerksam zu machen, bietet das Netzwerk außerdem Schulungen an. „Die Kommunalverwaltungen, die Volksbank und vor allem die Polizei haben das Angebot bisher angenommen“, sagt Lilja Helms. „Arztpraxen und Apotheken versuchen wir weiterhin, zum Mitmachen zu bewegen.“
Weitere Angebote, die die Netzwerkpartner gemeinsam entwickelt haben, sind ein Chor für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sowie Tagestouren mit einem Busunternehmen aus der Region. Dabei ist den Netzwerk-Initiatorinnen Helms und Gourio wichtig, dass auch Menschen mit Demenz und Angehörige im Netzwerk mitarbeiten, ihre Wünsche einbringen und mitentscheiden.
PRO DEM finanziert Netzwerkarbeit weiter
Und es gibt eine gute Nachricht: Auch nach dem Ende der Förderung vom Bundesseniorenministerium geht die Arbeit weiter: Der Verein PRO DEM finanziert das Netzwerk für ein weiteres Jahr. „2025 haben wir also Zeit, unsere Arbeit so aufzustellen, dass wir uns um eine neue Förderung bewerben können“, erklärt Dagmar Gourio.
Angehörige in Schulungen stärken
Eine noch größere Bedeutung als bisher soll die Arbeit für Angehörige bekommen. „Uns geht es dabei um die Hilfe zu Selbsthilfe“, sagt Lilja Helms. „Wie können Angehörige ihre Resilienz stärken? Wir wollen ein Bewusstsein schaffen für die vielen Herausforderungen, die eine Demenz-Erkrankung mit sich bringt. Eine Idee ist, Schulungen für Angehörige anzubieten, in denen wir Lösungen für diese Herausforderungen vorstellen. Wir wollen außerdem erreichen, dass die Menschen sich rechtzeitig informieren. In unseren Beratungsgesprächen stellen wir immer wieder fest, dass die Leute eigentlich zu spät kommen – wenn sie sich bereits überfordert fühlen.“
Um mehr Bewusstsein zu schaffen, sei weitere Öffentlichkeitsarbeit nötig: zu Demenz an sich und dazu, welche Angebote es in den Kommunen gebe. Lilja Helms betont: „Wir wollen alle Menschen ermutigen: Kommt zu uns, wenn ihr Unterstützung braucht.“
Veranstaltung mit Fortbildungspunkten organisieren – Wie geht das?
Sie überlegen ebenfalls, eine offizielle Fortbildung für Ärzte oder für Pflegepersonal zu organisieren? Dafür müssen Sie Ihre Veranstaltung anerkennen lassen.
Bei Fachveranstaltungen für Ärztinnen und Ärzte sind die Landesärztekammern zuständig. Sie prüfen, ob Ihre Veranstaltung die Kriterien für eine Fortbildung erfüllt, mit der Ärztinnen und Ärzte Fortbildungspunkte erwerben können. Die Kammern bestimmen auch, wie viele Punkte die Mediziner bekommen, wenn sie an Ihrer Veranstaltung teilnehmen.
Im Bereich Pflege ist die Stelle „Registrierung beruflich Pflegender“ (RbP) für die Anerkennung und die Punktevergabe zuständig.
Ihren Antrag auf Anerkennung reichen Sie sowohl bei den Ärztekammern als auch bei der RbP online ein.
Träger
PRO DEM e.V.
Bremer Straße 7
28816 Stuhr-Brinkum
Kontakt
Lilja Helms
Dagmar Gourio
PRO DEM e.V.
Telefon: 0421 898 3344
E-Mail: info@prodem.info
Förderzeitraum Lokale Allianzen
2022-2024
Netzwerk
- akb Sozialdienstleistungs GmbH
- Ambulanter Pflegedienst Weser GmbH
- COMPASS Private Pflegeberatung
- Ehrenamtliche Demenzbegleiterinnen und -begleiter
- Familienpflegeschule
- Gemeinde Stuhr, Leitung Soziales
- Gemeinde Weyhe, Leitung Soziales
- Kliniken Landkreis Diepholz, Demenzbeauftragte
- Menschen mit Demenz
- Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz
- Praxis für Sprachtherapie und Logopädie
- PRO DEM e.V.
- Residenzgruppe „Haus am Geestfeld“
- Sanitätshaus Brandscheidt, Syke
- Selbsthilfe-Kontaktstelle KIBIS
- Stadt Syke, Leitung Soziales
- Tagespflege Weser, Stuhr
- ZukunftsWerkstatt Gesundheit & Pflege e.V.