Interview und Text: Mirjam Ratmann | August 2025
Von sich aus wäre Regina Gerber nicht darauf gekommen, einen Helferkreis für pflegebedürftige Menschen ins Leben zu rufen. Doch als die Bürgermeisterin von Nuthetal, Ute Hustig, sie 2019 persönlich fragte, überlegte die Rentnerin nicht lange. Nuthetal sollte die erste Kommune im Land Brandenburg werden, die die Sorge um ihre älteren und pflegebedürftigen Menschen in eigene Hände nahm.
Gemeinsam mit 37 Ehrenamtlichen organisiert Gerber seit 2020 im brandenburgischen Nuthetal Alltagshilfe für Menschen mit Pflegebedarf, die entweder kognitiv oder körperlich eingeschränkt sind. Bei der Koordination half Gerber ihre jahrzehntelange Erfahrung im Projektmanagement.
Alltägliche Unterstützung für Betroffene
Diese war auch hilfreich, als sie der Gemeinde die Fördermöglichkeiten für eine Lokale Allianz vorstellte und den Antrag auf den Weg brachte. 2024 mit 17 Netzwerkpartnern gestartet, ist die „Lokale Allianz Nuthetal – gemeinsam leben“ unter Gerbers Leitung inzwischen auf 29 Partner angewachsen, darunter ein Fitness-Studio, ein Mehrgenerationenhaus und ein Feinkostgeschäft. Auch die Volkssolidarität und das Kompetenzzentrum Demenz, getragen von der Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg, engagieren sich im Netzwerk.
Die Ehrenamtlichen aus dem Helferkreis gehen mit ihren Klientinnen und Klienten spazieren, helfen beim Einkaufen oder beim Weg in die Arzt-Praxis. „Das Ziel ist, Menschen so weit zu unterstützen, dass sie möglichst lange zu Hause bleiben können und nicht ins Heim gehen müssen“, sagt Gerber. Die Schulungen, die die Helferinnen und Helfer vorher durchlaufen, beinhalten auch das Thema Demenz.
Mehr Sensibilisierung und Öffentlichkeit für Demenz schaffen
Mit der Förderung des Bundesseniorenministeriums konnte der Helferkreis den Fokus noch mehr auf Menschen mit Demenz legen. So passte es gut, dass die von der Brandenburger Alzheimergesellschaft organisierte Wanderausstellung mit dem Titel „DEMENSCH“ für das Frühjahr 2024 zur Verfügung stand. Die humorvollen und menschenfreundlichen Cartoons von Peter Gaymann zu Alltagssituationen von Menschen mit Demenz regten die Besucherinnen und Besucher zum Schmunzeln an.
Das Ziel des Netzwerkes: Mehr Sensibilisierung und Öffentlichkeit für Demenz und andere Formen von Einschränkungen schaffen und zu mehr Teilhabe animieren. „Wir wollen nicht nur Demenzbetroffene ansprechen, sondern alle, weil es alle angeht“, sagt Gerber. Und dennoch gibt es einzelne Angebote, die sich im Besonderen an Menschen mit Demenz richten: Eine Lesung im Buchladen, eine Verkostung durch einen Feinkostladen oder ein gemeinsames Singen im Seniorenheim der Volkssolidarität.
Breites Unterstützernetzwerk mit großer Aufgeschlossenheit
Eine Stärke des Netzwerkes, die Vielfalt der Netzwerkpartner, empfindet Gerber auch als Herausforderung. „Es ist schwierig, alle Partner gleichermaßen zum Mitmachen zu animieren. Bei manchen funktioniert es wunderbar, andere sind etwas zögerlich.“ Gleichzeitig lobt Gerber die Bereitschaft und Aufgeschlossenheit derer, die mitmachen. „Und das, ohne zu fragen: Was muss ich leisten?“
Stattdessen seien viele einfach am Thema interessiert – auch, weil es sie selbst betrifft. „Einige haben erzählt, dass es in der Familie oder im Freundeskreis Menschen mit Demenz gibt. Andere haben gesagt: „Das könnte mir auch mal passieren. Ich will Bescheid wissen.“ Betroffene seien hingegen dankbar, dass so offen und sensibel mit ihnen und ihrer Demenz umgegangen werde.
Weitere Projekte in Planung
Durch zusätzliche Förderung von der Gemeinde Nuthetal und vom Land Brandenburg hat die Allianz die Möglichkeit, Projekte aus verschiedenen Fördertöpfen miteinander zu verbinden. Mit Mitteln des Landes konnte beispielsweise ein Fahrdienst eingerichtet werden: Dieser bringt Menschen mit Demenz zu einem Friedhof mit berühmten Gräbern und ermöglicht ihnen damit, an einem Kulturspaziergang teilzunehmen.
Um das Netzwerk zu stärken, plant Gerber derzeit ein Bergfest. Sie möchte das bisher Erreichte mit den Netzwerkpartnern feiern und hofft auch, neue Netzwerkpartner hinzuzugewinnen. Im Herbst startet zudem ein Treff für Angehörige von Menschen mit Demenz. Und einen weiteren Meilenstein will Regina Gerber dieses Jahr unbedingt noch umsetzen:
eine eigene Projektwebsite.
Die Lokale Allianz berichtet regelmäßig über ihre Aktivitäten im Nuthetaler Gemeindekurier:
- Gerber Regina: Nuthetaler Allianz – gemeinsam leben,
in: Nuthetaler Gemeindekurier, Ausgabe 3, März 2024, S. 4
- (mp): Erich Kästner und Sax Two in Nuthetal; Marion Weinkauf: Interessanter Spaziergang, in: Nuthetaler Gemeindekurier, Ausgabe 10, November 2024, S. 8
- Boissier, Doris: Modenschau; Wernitz, Dan: Eine Schulung der besonderen Art, in: Nuthetaler Gemeindekurier, Ausgabe 11, Dezember 2024, S. 15
- Krause, Lutz: Neujahrsempfang zum Start in das zweite Projektjahr,
in: Nuthetaler Gemeindekurier, Ausgabe 3, März 2025, S. 8
Alle hier genannten Beiträge finden Sie online im Archiv des Nuthetaler Gemeindekuriers:
Zum Archiv
Träger
Gemeinde Nuthetal
Arthur-Scheunert-Allee 103
14558 Nuthetal
Kontakt
E-Mail: gemeindeverwaltung@nuthetal.de
Telefon: 033200-204-0
Förderzeitraum
2024-2026
Gründungsjahr des Netzwerks
2024
Netzwerk
- Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg
- Bestattungshaus Potsdam
- Boutique Die Zwei
- Buchkultur Nuthetal
- Bürgertreff Saarmund
- DOBE Optik GmbH
- Evangelische Kirchengemeinde Bergholz-Rehbrücke
- Frau Feinkost
- Hausärztliche Praxis Pamela Schilling
- Institut für Getreideverarbeitung GmBH (IGV)
- Ka & Pe Fahrservice GmbH
- Kompetenzzentrum Demenz für das Land Brandenburg
- Mehrgenerationenhaus Nuthetal e.V.
- Nahkauf Agro Line GmbH
- NOW SPORTS Fitnessstudio
- Ortsverein Tremsdorf e.V.
- Physiotherapie Zander
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- Selbsthilfegruppe Parkinson Potsdam
- Seniorenbeirat Nuthetal
- Seniorenresidenz Oskar Picht
- SOBEFA UG
- Sonnen Apotheke
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