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Praxisbeispiel
Wie das „DemenzNetz“ in Halle Angebotsstrukturen für Menschen mit Demenz verbessert

Durch Austausch und Vernetzung Versorgung ausbauen

© DemenzNetz Halle

Interview und Text: Mirjam Ratmann | Dezember 2025


In Sachsen-Anhalt leben rund 54.000 Menschen mit Demenz. Eine Anlaufstelle für sie und ihre Angehörigen ist seit Frühjahr 2025 das „DemenzNetz“ in Halle an der Saale.

Der Austausch der Netzwerkpartnerinnen und -partner stand für Anja Bieber, die das Netzwerk gemeinsam mit Stephanie Schuhmann von der Paritätischen Selbsthilfekontaktstelle Pflege Halle-Saalekreis koordiniert, von Beginn an im Fokus. „Durch die Verständigung innerhalb des Netzwerkes kommen Hilfen zielgerichteter und bedarfsgerechter dort an, wo sie gebraucht werden“, sagt Bieber.

Passende Ansprechpartner finden und weitervermitteln

So habe beispielsweise ein Netzwerkpartner, der palliative Pflege anbietet, bei einem Hausbesuch bemerkt, dass hier eine Person mit Demenz lebt. Obwohl das nicht zu seinem Aufgabengebiet gehörte, kümmerte sich der Palliativdienst darum, einen passenden Ansprechpartner zu finden. Das dient, wenn es nach Anja Bieber geht, genau dem, was das Netzwerk erreichen will: „So können wir die Standardversorgung durch das Netzwerk und dessen Aktivitäten verbessern: Wir greifen auf bereits vorhandene Strukturen zurück und vernetzen diese.“ 

Das junge Netzwerk entstand aus fünf Netzwerkpartnerinnen und -partnern und ist inzwischen schon auf 15 angewachsen. Mitwirkende konnte insbesondere Stephanie Schumann schnell finden aufgrund ihrer eigenen guten Vernetzung in Halle. Anja Bieber konnte an ein Projekt des Instituts für Gesundheits-, Hebammen- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anknüpfen, das Personen in Pflege- und Sozialberufen zu „Dementia-Care-Nurses“ weitergebildet hat – also zu Beraterinnen und Beratern, die sich auf Demenz spezialisieren. Daran kann das DemenzNetz Halle anknüpfen, das ebenfalls an die Uni Halle angebunden ist.

Zusammenarbeit im Netzwerk: Jeder übernimmt Verantwortung

Die Partnerinnen und Partner treffen sich einmal im Quartal für 1,5 Stunden in Präsenz. Mit dieser Zeitspanne wollen Bieber und Schumann garantieren, dass alle Mitwirkenden teilnehmen können. Das erste Treffen fand in der Uni statt, das zweite beim Netzwerkpartner Paul-Riebeck-Stiftung. Die nächsten Treffen sollen jeweils bei einem anderen Netzwerkpartner oder einer Netzwerkpartnerin stattfinden. „Das symbolisiert für uns auch, dass von jedem Netzwerkpartner ein Stück Verantwortung übernommen wird“, sagt Bieber.

Die Zusammenarbeit wird nicht vertraglich festgehalten. Trotzdem versucht das Koordinationsteam darauf zu achten, das Verantwortungsbewusstsein rechtzeitig abzuklopfen. „Wir fragen die potenziellen Partner zu Beginn, was sie sich vom Netzwerk erwarten und was sie einbringen können“, sagt Bieber. So solle von vorneherein klargestellt werden, dass das Netzwerk nur durch gegenseitiges Engagement bestehen könne.

Durch eine gemeinsame Vision vereint

Daher versucht das Koordinationsteam persönlichen Kontakt zu den Netzwerkpartnerinnen und -partnern zu pflegen. „Für den Beziehungsaufbau ist es wichtig, sich für die Arbeit der Partner zu interessieren.“ Um ein Netzwerk zu starten, rät Bieber es nicht als Einzelperson zu machen. „Es sollten zwei oder drei Gleichgesinnte sein, mit denen eine gute Zusammenarbeit wahrscheinlich ist und es gelingen kann, so etwas verlässlich aufzubauen. Die Kooperationspartner sollen die Vision teilen.“ Zugleich betont sie, wie wichtig und gut es sei, die Koordination nicht allein zu verantworten. Denn das Zeitfenster, das einem für die Netzwerkarbeit zur Verfügung stünde, sei ohnehin sehr klein.

Derzeit arbeitet das Netzwerk an einem Konzept, wie demenzspezifische Tagespflege in Halle umsetzbar wäre. Für das kommende Jahr plant ein Netzwerkpartner außerdem Fortbildungen im Bereich der palliativen Pflege anzubieten. Bieber würde auch gerne ein KI-Tool entwickeln lassen, das in der Beratung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen hilft, individuell benötigte Unterstützung zu finden. Und ihr größter Wunsch für das DemenzNetz Halle: „Dementia-Care-Nurses“ im Netzwerk zu verankern. „Das wäre mein Traum.“

Träger
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Gesundheits-, Hebammen- und Pflegewissenschaft
Magdeburger Str. 8
06112 Halle (Saale)

Kontakt Koordination
Dr. Anja Bieber
E-Mail: anja.bieber@uk-halle.de
Telefon: 0345-557 4427

Stephanie Schumann
E-Mail: sschumann@paritaet-lsa.de
Telefon: 0151-55368353

Förderzeitraum Lokale Allianzen
2024-2026

Gründungsjahr des Netzwerkes
2025

Netzwerk

  • Freiwilligenagentur Halle
  • Gemeinschaftspraxis Dr. med. Fanny Wetzig & Dr. med. Tobias Wustmann
  • Home lnstead - HISB Betreuungsdienst Halle
  • Hygge Betreuung GmbH Halle
  • LAMSA-Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt
  • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Familienbüro und Institut für
     Gesundheits-, Hebammen- und Pflegewissenschaft
  • Paritätische Selbsthilfekontaktstelle Pflege
  • Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle
  • Polizeirevier Halle
  • SAPV Elisabeth Mobil
  • Stadt Halle: Teilhabemanagement, Betreuungsbehörde und Psychiatriekoordinatorin
  • Stiftung Marthahaus, Seniorenheim
  • Stiftung Volkssolidarität
  • Universitätsklinikum Halle: Klinik und Poliklinik für Neurologie sowie Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
  • Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt: Pflegerechtsberatung
© DemenzNetz Halle
Auftaktveranstaltung am 25. April 2025: Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung begrüßt die Anwesenden.
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Auftaktveranstaltung am 25. April 2025: Simon Konermann, Referent der Netzwerkstelle "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" begrüßt die Anwesenden.
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Auftaktveranstaltung am 25. April 2025: Netzwerkakteure stellen sich vor.