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Praxisbeispiel | Gesundheitliche Versorgung
Demenz-Netzwerk-Uckermark e.V.

Individuelle Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen

Zwei Herren werden fotografiert. Ein Mann hält eine Auszeichnung hoch.
© Demenz-Netzwerk Uckermark e.V.
Der Chef der Staatskanzlei des Landes Brandenburg, Staatssekretär Martin Gorholt (links), übergibt dem Vorsitzenden Dr. Jürgen Hein die Auszeichnung „Demografie-Beispiel des Monats“ im April 2018 | © Demenz-Netzwerk Uckermark e.V.

Das Ziel ist klar: Menschen mit Demenz sollen so lange wie möglich zuhause leben können, betreut und gepflegt durch die Familie. „Dafür brauchen die Erkrankten und ihre Angehörigen multiprofessionelle und gleichzeitig individuelle Unterstützung“, sagt der Psychiater Dr. Jürgen Hein, Mitgründer und Vorsitzender des Demenz-Netzwerk-Uckermark e.V.

Die Unterstützung bietet das Netzwerk mit mehr als 45 Partnerinnen und Partnern. Mitglieder sind unter anderem Ärztinnen und Ärzte, Ergo- und Physiotherapeuten, ambulante und stationäre Pflegekräfte, Kliniken für Psychiatrie, Neurologie und Innere Medizin/Geriatrie, Apotheken, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Beratungsstellen und Pflegestützpunkten sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger. Das Demenz-Netzwerk-Uckermark hat vier Regionalgruppen, die sich in den größeren Städten Prenzlau, Templin, Angermünde und Schwedt/Oder im Landkreis Uckermark gegründet haben. In den Regionalgruppen beraten die Mitglieder über die lokalen Versorgungsstrukturen, deren Verbesserung und tauschen sich auf Augenhöhe über ihre Patientinnen und Patienten aus. Gemeinsam entwickeln sie individuelle Lösungen für den Menschen mit Demenz und dessen Angehörige. „Immer mit dem Ziel, die Familien zu stärken und sie dabei zu unterstützen, auf ihre Kräfte zu achten“, sagt Jürgen Hein. „Wenn wir merken, dass es nicht mehr geht mit der ausschließlichen Betreuung zuhause, raten wir den Angehörigen zur Entlastung, beispielsweise durch Tagespflege.“

„Leben und sterben, wo ich hingehöre“ – dieses Zitat eines Buchtitels des Psychiaters Klaus Dörner ist für Jürgen Hein wegweisend. Für die älteren Menschen ist es wichtig, zuhause wohnen zu bleiben. Dies gibt ihnen größtmögliche emotionale Kontinuität und Verbindung zu den Wurzeln ihrer Identität. Es sichert die Nutzung ihrer vorhandenen Fähigkeiten in einem vertrauten Rahmen. Hein beschreibt ein Beispiel dafür, wie Alltagsroutine Halt geben kann: „Ich hatte eine Patientin, der hatte ich geraten, in die Tagespflege zu gehen. Und deren Tochter sagte mir: „Das geht nicht. Meine Mutter besucht jeden Mittag den Fleischer, zusammen mit vier, fünf anderen Damen. Sie sitzen da und schwatzen, alle schwer dement, aber diesen Weg finden sie.“

Die Gesellschaft müsse eine höhere Toleranz entwickeln gegenüber dem manchmal auffälligen Verhalten, das die Demenz mit sich bringe, betont Hein. Außerdem müsse ein Bewusstsein dafür entstehen, dass die Betreuung nicht nur in die Hände von Familie oder Pflegeprofis gehöre. Es sei wichtig, dass auch Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft dabei unterstützten. Beispielsweise indem Nachbarn Menschen mit Demenz mal zur Arztpraxis fahren, mit ihnen spazieren gehen oder für sie einkaufen.

Das Demenz-Netzwerk-Uckermark engagiert sich für diesen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft „ohne Moralkeule – eher als freundliche Einladung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, so Hein. Das Wahrnehmen und Versorgen von Menschen mit Demenz dürfe Hein zufolge nicht nur den pflegenden Angehörigen oder Pflegeprofis überlassen werden, sondern müsse eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden. Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit organisiert das Netzwerk daher unter anderem Veranstaltungen – dieses Jahr beispielsweise zum Thema Alter, Demenz und Führerschein aus rechtlicher und medizinischer Sicht, zusammen mit dem Ordnungsamt des Landkreises Uckermark.

So erfüllt das Demenz-Netzwerk-Uckermark e.V. zwei wichtige Funktionen: Es hilft in der täglichen beruflichen Arbeit seiner Mitglieder Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in ihrer persönlichen gesundheitlichen Lage. Und es arbeitet daran, dass sich gesellschaftliche Strukturen ändern.

"Gepflegt alt werden" | ZDF, 3sat | 45 Min.
In der Wissenschaftsdokumentation von 2018 wird auch das Demenz-Netzwerk Uckermark vorgestellt (ab Min. 31,26). 
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Träger
Demenz-Netzwerk-Uckermark e. V., Richard-Steinweg Straße 5, 17291 Prenzlau

Kontakt
Ilka Füchsel
Demenz-Netzwerk-Uckermark e. V.
Telefon: 03984-3298915
E-Mail: info@demenz-netzwerk-uckermark.de

Netzwerk
niedergelassene Ärzte und Ärztinnen, Physio- und Ergotherapie-Praxen, Krankenhäuser, Apotheken, stationäre und ambulante Pflege-Einrichtungen, Pflegestützpunkte sowie Beratungsstellen – organisiert in den vier Regionalgruppen Prenzlau, Templin, Angermünde und Schwedt/Oder

Netzwerkgründung 2007
 

Teilnehmenden wird eine Präsentation gezeigt
© Demenz-Netzwerk Uckermark e.V.
Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Alter, Demenz und Führerschein“ im März 2020 | © Demenz-Netzwerk Uckermark e.V.
Zwei Herren werden fotografiert. Ein Mann hält eine Auszeichnung hoch.
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Der Chef der Staatskanzlei des Landes Brandenburg, Staatssekretär Martin Gorholt (links), übergibt dem Vorsitzenden Dr. Jürgen Hein die Auszeichnung „Demografie-Beispiel des Monats“ im April 2018 | © Demenz-Netzwerk Uckermark e.V.