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Praxisbeispiel
Netzwerk „Gemeinsam für ein Demenzfreundliches Bad Cannstatt“

In Stuttgarts größtem Stadtbezirk ist ein vielfältiges Netzwerk mit inklusiven Angeboten entstanden

© Bettina Oehl
Beim wöchentlichen inklusiven Lauftreff bewegen sich Menschen aller Fitnesslevel gemeinsam an der frischen Luft. Menschen mit Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten werden dabei besonders unterstützt.

Menschen mit und ohne Demenz sollen in Bad Cannstatt selbstverständlich zusammenleben und sich auf Augenhöhe begegnen. Das ist ein Ziel des Netzwerks „Gemeinsam für ein demenzfreundliches Bad Cannstatt“. 

„Wir wollen, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens dabei sein können,“ sagt Netzwerkkoordinatorin Bettina Oehl vom Caritasverband Stuttgart e.V. „Es geht vor allem um Begegnungen zwischen allen Menschen im Bezirk, ums Kennenlernen und Kontakte knüpfen. Unsere Angebote richten sich vorwiegend an Menschen mit Vergesslichkeit und Orientierungsschwierigkeiten in Begleitung von Angehörigen oder Freunden.“

Aus Fachberatung entsteht Netzwerk-Idee

In Stuttgarts größtem Stadtbezirk Bad Cannstatt leben 70.000 Menschen – davon 1.000 mit der Diagnose Demenz. Der Bezirk habe viele unterschiedlich kulturell und gesellschaftlich geprägte Viertel, so Oehl. Um alle Menschen zu erreichen, brauche es viele verschiedene Kooperationspartnerinnen und -partner.

Deshalb entstand 2013 die Idee, ein Netzwerk für Demenz aufzubauen. Ihren Ursprung hatte die Idee im Gerontopsychiatrischen Beratungsdienst des Caritas-Verbands Stuttgart e.V. Die Ansprechpartnerinnen und -partner dort stellten fest: Wir vermitteln Menschen mit Demenz und Angehörigen zwar Unterstützung – doch das reicht nicht aus. „Es ist vielmehr wichtig, Hauptamtliche, Gewerbetreibende, Kirchengemeinden, Vereine, Kulturschaffende und Nachbarschaften im Umgang mit Menschen mit Demenz zu sensibilisieren und zu informieren.“

Das Netzwerk gründete sich 2014 mit etwa Partnerinnen und Partnern. Es gewann zahlreiche weitere Unterstützer, darunter die Stadt Stuttgart und das Bezirksrathaus Bad Cannstatt. 2015 bis 2017 wurde es als Lokale Allianz gefördert.

Angebote für viele Lebensbereiche

Die Angebote und Veranstaltungen des Netzwerks sind vielfältig und umfassen Themen aus den Bereichen Alltag, Kultur, Gesundheit und Freizeit. Das Netzwerk organisiert unter anderem Schulungen für die Polizei. Für die Polizei und den Einzelhandel wurden Leitfäden entwickelt, die im Umgang von Menschen mit Demenz unterstützen.
Zusammen mit dem Fußballbundesliga-Club VfB Stuttgart hat das Netzwerk das Projekt „Unvergessen“ gestartet – mit Führungen durchs Stadion und Erinnerungsnachmittagen, an denen der VfB Menschen in Pflegeeinrichtungen besucht.

Inklusive Spaziergänge und Lauftreffs

Beim wöchentlichen inklusiven Lauftreff bewegen sich Menschen aller Fitnesslevel gemeinsam an der frischen Luft. Menschen mit Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten werden dabei besonders unterstützt.

Einmal im Monat finden inklusive Stadtteilspaziergänge für Menschen mit Demenz, Angehörige und alle Interessierten statt. Gemeinsam lernen die Menschen ihren Stadtbezirk besser kennen. Im Anschluss können sie sich beim Beisammensein in einer Begegnungsstätte bei Kaffee und Kuchen persönlich austauschen und Kontakte knüpfen.

Arbeitsgruppen für Quartiersarbeit und Migration

Um Angebote wie die inklusive Stadtführung kümmert sich die Netzwerk-Arbeitsgruppe (AG) Demenz und Quartier. Sie ist dafür zuständig, dass Kooperationspartner im Viertel gemeinsame Aktivitäten planen. Die AG Vereine organisiert Vereinsangebote wie „Unvergessen“. Die AG Demenz und Migration hat Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Blick. Die Steuerungsgruppe und das Koordinationsteam organisieren Netzwerktreffen, kümmern sich um Öffentlichkeitsarbeit und Förderanträge.

Dreimal im Jahr treffen sich die Partnerinnen und Partner bei einem Runden Tisch. „Dort stimmen wir Leitlinien ab, nach denen wir das Netzwerk weiterentwickeln wollen“, sagt Oehl. „Wir einigen uns über größere Projekte wie die Evaluation, die wir mit DemenzSupport Stuttgart durchgeführt haben. Außerdem schauen wir: Wo gibt es weiteren Bedarf im Stadtbezirk, welche Kooperationspartner könnten Angebote entwickeln und mit wem könnten sie dafür zusammenarbeiten.“

Stadt finanziert einen Teil der Stelle

Das Netzwerk "Gemeinsam für ein Demenzfreundliches Bad Cannstatt" wird von der Stadt Stuttgart unterstützt: Sie finanziert einen Teil der bei der Caritas angesiedelten Koordinationsstelle. Stiftungen oder Unternehmen fördern verschiedene Angebote. Außerdem bekommt das Netzwerk Fördermittel durch die Pflegeversicherung nach § 45c Abs. 9 SGB XI

Koordinatorin Bettina Oehl freut sich, dass sich immer wieder engagierte Unterstützer und Kooperationspartner finden: „Es ist toll, dass kontinuierlich neue Türen aufgehen und dass die Menschen auch über Bad Cannstatt hinaus unsere Arbeit kennen.“

Träger
Caritasverband für Stuttgart e.V. (CVS)
Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen
Brückenstraße 21
70376 Stuttgart

Kontakt
Caritas Stuttgart
Bettina Oehl
Telefon: 0711-520 460 84
E-Mail: b.oehl@caritas-stuttgart.de

Förderzeitraum Lokale Allianzen
2015-2017

Netzwerk
Mehr als 40 Kooperationspartnerinnen und -partner aus Kommunalverwaltung, Pflege, Kirchen, Sport, Polizei, lokaler Wirtschaft, Vereinen, Beratungsstellen und Begegnungsstätten sowie aus dem Gesundheitswesen. Auch weitere ehrenamtliche und professionelle Akteure sind im Netzwerk aktiv. 

© Bettina Oehl
Beim wöchentlichen inklusiven Lauftreff bewegen sich Menschen aller Fitnesslevel gemeinsam an der frischen Luft. Menschen mit Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten werden dabei besonders unterstützt.
© Bettina Oehl
Beim wöchentlichen inklusiven Lauftreff bewegen sich Menschen aller Fitnesslevel gemeinsam an der frischen Luft. Menschen mit Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten werden dabei besonders unterstützt.
© Bettina Oehl
Bei Stadtteilspaziergängen lernen Menschen mit Demenz, Angehörige und alle Interessierten ihren Stadtbezirk gemeinsam besser kennen.
© Bettina Oehl
Bei Stadtteilspaziergängen lernen Menschen mit Demenz, Angehörige und alle Interessierten ihren Stadtbezirk gemeinsam besser kennen.